Der Sonntag als Wochenbeginn und "Herrentag" mit Oster-Gedächtnis ist scharf zu unterscheiden vom verordneten Ruhetag, der sich vom Sabbat herleitet.
"Erster Tag"
So nennen die frühen Christen den Sonntag als Auferstehungstag zur Unterscheidung vom siebenten Tag, dem Sabbat des Judentums: Matth 28,1; Apg 20,7; 1 Kor 16,2.
"Tag des Herrn", "Herrentag"
Der Sonntag gehört Christus, dem Herrn: Offb 1,10. - Er ist die wahre "Weltensonne" - gegenüber der Selbstprädikation der römischen Kaiser als "sol invictus" und der hellenistischen Benennung der Wochentage nach der Planetenreihe.
Als "Sonntag" benennt den Tag bereits das Gesetz Konstantins von 321, das den Tag von Gerichtsverhandlungen und Geschäftsbetrieb befreit. Jedem, auch den Sklaven, soll die Feier des Gottesdienstes ermöglicht werden.
Jesu Kritik an der Vergesetzlichung des Sabbatgebots
Mark 2, 23ff; 3, 1ff: Die starre und teilweise völlig übersteigerte Reglementierung des am Sabbat Erlaubten wird von Jesus an den Beispielen "Ähren-Essen" und "Heilung der Hand" ad absurdum geführt. Der Mensch ist wichtiger als die Sabbatgebote, Gutes zu tun steht über der Befolgung menschlicher Satzungen.
Darauf beziehen sich die Reformatoren, wenn sie vernünftige und notwendige Arbeit am Sonntag (die allerdings den Gottesdienst nicht behindern darf) über "törichten Müssiggang" stellen und damit das "protestantische Arbeitsethos" begründen: "Arbeit schändet nicht" (was sowohl intransitiv als auch transitiv verstanden werden kann: den Menschen, der arbeitet, - und den Feiertag, an dem gearbeitet wird).
Hinter Jesu Kritik steht jedoch der Anspruch, dass mit seinem Kommen die Neue Schöpfung angebrochen ist; die Stellung zum Herrn der Schöpfung bestimmt das Verhalten gegenüber den Gesetzen und befreit von einer Befolgung, die als Leistung verstanden wird.