Theologie der Passionszeit
(Nur einzelne "Tupfer", als Anregungen; vgl. "Abendmahl")
Biblische Grundlagen:
Passionsgeschichten und Passionszeugnisse:
Markus: 14, 12 ff: Abendmahl am Rüsttag, Kreuzigung am 2. Tag; Grablegung vor Sabbatbeginn (gilt für alle Zeugen).
Matthäus: 26, 17 ff: Abendmahl bereits an Passah = das Neue Passah / Ostern.
Lukas: 22, 7 ff: Abendmahl am Rüsttag, Form des jüd. Passahmahls (Becher am Anfang und am Schluss); Jesus nicht als Passahlamm, sondern als der leidende Gerechte / Prophet verstanden.
Paulus: "Kreuzestheologie": der Tod Jesu ist heilsentscheidend; z.B. Röm 6; Röm 8; 1 Kor 1, 18ff;
1 Kor 2, 2; 2 Kor 5, 14ff.
Johannes-Ev.: "Erhöhungs"-Christologie; Jesus ist selbst das wahre Passahlamm (stirbt, als im Tempel die Passahlämmer geschlachtet werden: Joh 19, 31; muß unversehrt bleiben wie die Passahlämmer: Joh 19, 33-36); statt Abendmahl Fusswaschung (Joh 13).
Strittiges:
"Opfer":
Zentrum der kath. Mess-Theologie:
In jedem Gottesdienst wird das Selbstopfer Christi durch den - männlichen, geweihten, in apostolischer Sukzession stehenden und dadurch allein legitimierten - Priester stellvertretend mit der Rezitation der Einsetzungsworte neu und gültig dargebracht - und bewirkt bei den gläubig Kommunizierenden Vergebung der Sünden - (von daher Unmöglichkeit "ökumenischer Abendmahlsfeiern"!).
Der "Opfer"-Begriff wird neuerdings aus feministisch-theologischen Kreisen angegriffen: der Opfergedanke sei nicht zeit- und sachgemäß:
"Problematisch wird es, wenn sich theologische Denkfiguren anlagern, die Jesu Tod deuten als Sühneopfer für unsere Schuld und als stellvertretenden Opfertod, um uns mit Gott zu versöhnen. Das sind theologische Vorstellungen, die schon immer Fragen aufgeworfen haben. Ist Gott ein unangreifbarer Herrscher, der unerbittlich auf Recht und Ehrerbietung pocht und da, wo sie ausbleiben, sich ein Opfer sucht, das ihm Genugtuung verschafft? Welch eine grausame Vorstellung, dass Gott einen Tod braucht, um gnädig gestimmt zu werden. Der christliche Glaube lebt davon, dass Gott das nicht getan hat. Vielmehr identifiziert er sich mit dem Leiden Jesu und wird selbst ein Leidender."
(Ausführlich dokumentierte Auseinandersetzung in Luibl, H.J. / Scheuter, S., "Opfer - verschenktes Leben" (denkMal 3))
Die "Opfer"-Theologie geht zurück auf Anselm von Canterbury's "Satisfaktions"(Genugtuungs)-Lehre: Gottes Gerechtigkeit ist mit seiner Liebe nur auszugleichen, indem er sich selbst (in seinem Sohn) als Opfer für die schuldige Menschheit hingibt.
Immerhin biblisch:
Tod Jesu als "Lösegeld" (Mk 10, 45); Typologie des alttestamentlichen "Opfer"- und "Sündenbock"-Gedankens (z.B. Jes 52 f; stellvertretendes Leiden des gerechten Gottesknechts, - auf Jesus bezogen; Hebr-Brief: 9, 11- 10, 18); "Versöhnung" 2 Kor 5, 18 f; "Leben geben für Freunde" (Joh 15, 13).
"Kreuz": dto., "Leidenstheologie" sei nicht zeitgemäss: der widerlich sadistische Gott, der widerlich masochistische Christus; wie kann man einen Gemarterten als Gott anbeten ? etc., oberstes Gebot sei "Lebensförderlichkeit".
"Frauen": dto., "männliches", d.h. sadomasochistisches Herrschafts- und Leidensdenken, das dem "Mütterlich-Schöpferisch-Positiv-Bewahrenden" nicht gemäss sei.
"Judas"-Problematik: Interesse an der Judas-Gestalt:
Ist er irregeleiteter Revolutionär und Idealist, Verdammter, verworfenes Werkzeug der Heilsgeschichte? - Theodizee-Problem (ist Gott gerecht oder willkürlich-grausam?); Kritik an Darstellungen in der Kunst und in Passionsspielen; - neusterdings sogar schon Empfindlichkeiten wegen "Judas-Game" ("Judas" klinge so wie "Juda")!
Film-Geschichte
Pasolini vs. Zefirelli; "Life of Brian" vs. "Christus von Montreal" etc., - neusterdings "Passion" des ultra-konservativen N.Gibson, in Aramäisch und Latein! - (s. bei "Abendmahl").
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