Mt 11, 20 ff:
"Da fing er an, die Städte zu schelten, in denen die meisten seiner Taten geschehen waren; denn sie hatten nicht Busse getan: Wehe dir, Chorazin! Weh dir, Betsaida! Wären solche Taten in Tyrus und Sidon geschehen, wie sie bei euch geschehen sind, sie hätten längst in Sack und Asche Busse getan ..." (Noch heftiger wird Kapernaum gescholten).
Es wird also ganz selbstverständlich auf die Kollektiv-Busse / Staatstrauer des alten Israel Bezug genommen.
Entsprechend hält der Jesus der Logienquelle Q seinen Hörern die Niniviten als Beispiel vor - und droht sogar mit ihnen:
Mt 12, 41:
"Die Leute von Ninive werden auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und werden es verdammen; denn sie taten Busse nach der Predigt des Jona. Und siehe, hier ist mehr als Jona."
Gleichzeitig kann Jesus - jedenfalls der des Mt-Evangeliums - natürlich die Instrumentalisierung der Bussübungen und die öffentlichen Fasten- und Buss-Liturgien nicht gutheissen, denn sie bergen immer die Gefahr, Gott verfügbar zu machen:
Mt 6, 16 ff:
"Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer dreinsehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten."
Entsprechend geisselt er in den Scheltworten gegen die Pharisäer und Schriftgelehrten (z.B. Mt 23) den Hang der Menschen, anders erscheinen zu wollen als zu sein, also zur Heuchelei, - was immer auch die Gefahr obrigkeitlich verfügter religiöser Übungen ist.