Als neue Bräuche kamen - auch bei Reformierten - auf:
Zu Allerheiligen und Allerseelen die Gräber mit Tannenreisern zu decken bzw. Tannengestecke zu bringen; "Allerseelen"-Lichte(!) aufzustellen - eine aus Italien importierte Sitte; an Weihnachten ganze Lichterbäumchen auf die Gräber zu stellen - jedenfalls Kerzen;
allgemein: Blumenschmuck auf den Gräbern;
Gräber bunt und individuell zu schmücken (besonders bei Kindern und Jugendlichen): Mit Windrädern, Puppen, Spielzeug, Sprüchen.
Grabmäler
Auch bei den Grabmälern griff immer weitere Individualisierung um sich, z.T. mit fragwürdigen Ergebnissen: Prestigedenken, gar Prunksucht und gewollte "Originalität" hielten Einzug, so dass Friedhofs-Ordnungen wieder regulierend eingreifen mussten (besonders in reformierten Gebieten).
Individualisiert wurde auch durch Photos auf den Grabsteinen, eine ebenfalls aus dem Mittelmeer-Raum übernommene Sitte.
Also gibt es inzwischen Ungleichheiten verschiedenster Art:
imposante Familien-Grabstellen mit z.T. "unpassendem" Figurenschmuck neben fast uniformen Reihengrabfeldern und nüchternen Urnenwänden.
(Weitere Friedhofs-Bilder, auch von Prominenten-Gräbern und von jüdischen Friedhöfen, bei "T-N, Friedhöfe". Dort auch Bilder von berühmten Friedhöfen in Berlin, Pisa, Florenz und Venedig.).
Seit sich immer mehr Todesfälle im Strassenverkehr ereignen, häufen sich die Gedenkzeichen an den Unfallstellen selbst - oft als Quasi-Gräber ausgestaltet, über Jahre hinweg gepflegt und aus Pietät und als Mahnzeichen geduldet, - persönliche Mahnmale, die erschüttern, wie die Zusammenstellung aus dem Vintschgau (10/01) zeigt:
Als neuste - gerade entgegengesetzte - Entwicklung tauchten Ende 20. Jhd. überall die "Gemeinschaftsgräber" bzw. "Grabfelder der Namenlosen" auf, in denen vergehende Aschenurnen ohne weitere Bezeichnung der Bestattungs-Stelle und ohne Blumenschmuck beigesetzt werden; - Symptom der Individualisierung, Vereinsamung und Geschichtslosigkeit der Gegenwart. - (Näherers und Bilder bei "Beerdigung").
Auch anonyme (Urnen-)Bestattungen an einem Baum sind selbst auf offiziellen Friedhöfen inzwischen möglich - natürlich ohne christliche oder andere religiöse Symbole - (und im Wettstreit mit dem privaten "Angebot"! - S.oben "Friedwald").
Letzte Konsequenz: "alternative Bestattungen" und "Erinnerungsstätten im Internet" (Links dazu s. bei "Links").
Übrigens: im Kanton Zürich ist es den Angehörigen seit langem erlaubt, die Aschen-Urne privat beizusetzen bzw. aufzubewahren oder irgendwie damit zu verfahren; - in Deutschland bisher undenkbar, aber inzwischen ebenfalls heftig gefordert.
Seit neuestem werden auf öffentlichen Friedhöfen auch spezielle Grabfelder für Muslime eingerichtet, die den Forderungen des Islam entsprechen; jüdische Friedhöfe gibt es in der Schweiz von jeher (vgl. "Beerdigung").