Geschichte und Grundsätzliches
Ist der "Tag der Menschenrechte" gottesdienstwürdig?
Es gibt so viele "Tage des..." und "Tage der..."; manchmal scheint es einem, als habe sich die sogenannte säkulare Welt einen bereits übervollen eigenen Heiligenkalender geschaffen. Vor lauter Gedenktagen kommt man gar nicht mehr zum Nachdenken, und die kirchlichen Merk-, Besinnungs- und Feiertage geraten darüber immer mehr in Vergessenheit bzw. verschwinden im Nebel der Unkenntnis.
Sehr selten einmal erobert sich ein solcher "Tag der..." mit tiefstem Recht einen Platz im Feiertags-Kalender des Kirchenjahrs, - und er hat es dann auch schwer, weitherum in den kirchlichen Agenden zu erscheinen:
Der "Internationale Tag der Menschenrechte", der an jedem 10. Dezember begangen wird, ist ein solcher. Darum soll ihm auch in dieser Rubrik das ihm gebührende Gewicht verliehen werden; - bisher taucht er in unseren Gottesdienstzetteln und Veranstaltungs-Vorschauen noch viel zu selten auf!
Vor allem unter dem erschütternden Eindruck des Zweiten Weltkriegs und der in seinem Schatten begangenen unvorstellbaren Greueltaten verschiedener Nationen verabschiedete nach dreijährigen Vorarbeiten die Vollversammlung der Vereinten Nationen am späten Abend des 10. Dezember 1948 die "Allgemeine Erklärung der Menschenrechte", die umfassender beschrieb, was schon in der amerikanischen Verfassung und während der Französischen Revolution grundsätzlich festgestellt worden war: "Alle Menschen sind gleich und haben gleiche Rechte; niemand darf willkürlich benachteiligt werden". - "Frei, gleich, brüderlich", diese Grundworte bestimmen auch den Artikel 1 der Uno-Deklaration.
Dennoch gab es - neben vielen anderen Grausamkeiten - den Vietnam-Krieg. 1973 berichtete der Waldenserpfarrer Tullio Vinay in Paris über die Foltermethoden, von denen er auf seiner Vietnam-Reise Kenntnis bekommen hatte. Eine siebzigjährige Dame, Hélène Engel, war darüber so erschüttert, dass sie katholische, reformierte und orthodoxe Christen zu einer Tagung einlud, in deren Folge 1974 die "Action des Chrétiens pour l'Abolition de la Torture" (ACAT) gegründet wurde, die "Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter".
ACAT
Die ACAT kämpft - wie Amnesty International, wie "Humanrights" und wie "justitia et pax" - gegen Folter und Todesstrafe; sie tut dies aus christlichem Engagement.
Tiefstes und wichtigstes Mittel - vor allen Aktionen - sind für die ACAT Gebet und Gottesdienst: Einstehen der Christen vor Gott für die Gefolterten und ihre Folterer, und für alle, die aus Gleichgültigkeit oder Angst mitschuldig werden am Leid, das Menschen einander antun.
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