Wer sollte Pate werden, wer nicht?
Früher:
Bis ins letzte Jhd. gab es noch feste (auch starre) Bräuche, vor allem auf dem Land:
Zu Paten wurden die nächsten Verwandten der Eltern gebeten, möglichst "über Kreuz" (Mutters Bruder, Vaters Schwester für Knaben bzw. umgekehrt); evtl. auch Grosseltern. - In den geschwisterreichen Sippen / Grossfamilien lag solcher Brauch nahe. (Auch in Deutschland, daher die Bezeichnung "Paten-Onkel / ~Tante"). - Übergangen zu werden galt als schwere Beleidigung.
Andererseits wurde schon 1628 (ZH) staatlich angeordnet, dass keine blutsverwandten Paten gewählt werden dürften, - um die soziale Verantwortung weiter zu streuen. Die Verordnung drang nicht durch.
"Unwürdige", vom Abendmahl Ausgeschlossene wurden nicht als Paten zugelassen, ebenso wenig wie Vor-Konfirmanden (bis heute setzt das Patenamt die Konfirmation oder wenigstens das entsprechende Alter voraus).
Heute:
Die Kriterien sind aus dem Sinn der Taufe und des christlichen Patenamtes abzuleiten:
1) Vertrautheit mit den Eltern.
2) religiöses Interesse (wenn schon nicht kirchliche Bindung), damit man dem Patenversprechen einigermassen ehrlich nachkommen kann; - "Reformiert-Sein" ist nicht mehr Bedingung.
3) Freude am Kind - auch für dessen Zukunft (mindestens 16 Jahre lang); dazu gehört auch Phantasie fürs Schenken und das Leben mit dem Kind (Reisen, Einladungen, Briefe bzw. modernere Kommunikationsweisen).
4) Nicht zu grosse räumliche (und altersmässige) Entfernung.
5) Verwandtschaft kann förderlich sein; - Nicht-Verwandtschaft ebenso!
6) Patenschafts-Bitten taugen nicht zum Kitten problematischer Beziehungen - so wenig wie Eheschlüsse.
Das optimale Patenverhältnis:
Was in einer Ehe tödlich ist: das "Dreiecks-Verhältnis" !
(Vertrauensbeziehung zu den Eltern - ebensolche, eigenständige zum Patenkind; - ohne dass das aus der Balance gerät).
Der/die Pate/Patin muss zwischen Kind und Eltern vermitteln können, als gerechte/r MaklerIn. Das Kind muss sich über die Eltern, die Eltern müssen sich über das Kind "beschweren" können.
"Goldene (Paten-) Regel":
"Führe deine Patenschaft so, wie du gern gehabt hättest, dass dein Pate / deine Patin mit dir umgegangen wäre!" -
(Wohl dem, der sich da an eigene positive Erfahrungen halten kann).
Kinder, die von Anfang an von solchen Paten begleitet werden, entwickeln eine entsprechend intensive Beziehung zu ihnen (was besonders in der Pubertät sehr wichtig werden kann) - und "vergelten" das nicht selten mit grosser Anhänglichkeit und Fürsorge bis zum Tod des Paten / der Patin.
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Laut einer Meldung von ref.ch vom 12.5.2010 ergab eine Umfrage folgendes:
Gotte und Götti: Romands sind pflichtbewusster
Freude und Glück seien die wichtigsten Gefühle, die eine
Patenschaftsanfrage auslöse, so das Resultat einer repräsentativen Umfrage
von gfs Zürich und World Vision Schweiz. Die Schweizer nähmen ihre
Pflichten als Gotte und Götti ernst: 51 Prozent verbänden damit bestimmte
Aufgaben wie die Eltern zu entlasten oder dem Kind beratend zu Seite zu
stehen, heisst es in einer Mitteilung von World Vision Schweiz vom 12. Mai.
Traditionell würden mit einer Patenschaft bestimmte Aufgaben verbunden, so
ein Ergebnis der Umfrage. Für 51 Prozent der Schweizer sei eine Patenschaft
mehr als nur ein symbolischer Akt: Gut ein Drittel der Befragten denken,
dass Gotten und Götti schon von der Geburt an eine aktive Rolle einnehmen
sollten, in dem sie dem Kind Lebenshilfe anbieten, das Kind regelmässig
sehen oder sogar die Eltern entlasten, heisst es in der Mitteilung.
Immerhin 15 Prozent sähen ihre Aufgabe auch darin, für die Eltern
einzuspringen, wenn diese sterben sollten.
56 Prozent der Patinnen und Paten kontaktieren ihr Kind regelmässig, vier
bis sechs Mal pro Jahr, 16 Prozent sogar wöchentlich. Knapp Dreiviertel der
Befragten fühlen sich für das Wohlbefinden und die Entwicklung des Kindes
mitverantwortlich, 18 Prozent trügen auch finanzielle Mitverantwortung –
wobei es in der Romandie unter den Befragten nur Vereinzelte gebe, die mit
der Patenschaft keine Verantwortung gegenüber dem Kind sehen, in der
Deutschschweiz sind es mit 18 Prozent fast jeder Fünfte.
«Freude und Glück sind die häufigsten Gefühle, wenn jemand für die
Übernahme einer Patenschaft angefragt wird», heisst es weiter. An zweiter
Stelle wird Stolz genannt. Zwei Drittel der Befragten, vor allem Frauen,
kinderlose und junge Menschen freuten sich über die Anfrage; besonders die
Romands und die Altersgruppe der 25- bis 44jährigen seien auch stolz auf
ihr Gotte- bzw. Göttiämtli.
73 Prozent der über 25-Jährigen in der Schweiz haben ein Patenkind, dabei
gibt es keine regionalen Unterschiede zwischen der Romandie und der
Deutschschweiz. 68 Prozent der Frauen sind Gotti, 68 Prozent der Männer
Götti. In der Westschweiz gebe es nur wenige Personen, die mit der
Patenschaft keine Verantwortung sehen, in der Deutschschweiz seien es
immerhin 18 Prozent.
Karitative Patenschaften in Entwicklungsländern fänden 60 Prozent der
Befragten sinnvoll, 25 Prozent sind gegenteiliger Meinung. Tatsächlich
unterstützen gemäss Mitteilung 15 Prozent auch ein Kind mit einer
Patenschaft in einem Entwicklungsland. Die repräsentative Umfrage wurde im
August 2009 national bei 1013 Personen ab 25 Jahren durchgeführt. Insgesamt
wurden 17 Fragen gestellt.
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