Kleidersitten
Konfirmandenklasse Kleinhüningen 1902 (aus: A.Hauser, Das Neue kommt ...)
Im Kanton Zürich (in früheren Zeiten, bis ca. 1945):
Erste lange Hosen für die Burschen, der erste Hut als Ausweis der "Männlichkeit", die erste (Taschen-) Uhr.
Entsprechend nannte man die zur Konfirmation neu erworbenen Kleider "Bhör-Rock" (für Prüfung=Konfirmation und den ersten Gang zum Abendmahl) und "Ostermontags-Rock" (für die übrigen Sonntage).
Langer Rock, Aufstecken der Haare, weisse Spitzenhaube (nur teilweise befolgt) und "Schal" für die Töchter: der schwarze Überwurf, der - gleichmachend und schwarz - vom 17.- bis zum 19. Jhd. allgemein zum Kirchgang getragen wurde.
- In ZH-Enge war er noch bis Mitte des letzten Jahrhunderts (1958) bei der Konfirmation üblich; im Besitz der Kirchgemeinde, wurde er das Jahr hindurch jeweils sorgsam eingemottet (und roch entsprechend, weshalb manche (= weiblich) "Konfirmation" heute noch vor allem mit "Mottenkugeln" in Zusammenhang bringen; - was ja leider nicht nur abwegig ist).
Dazu aus dem Bernbiet im Roman von C.I.Loos "Der Tod und das Püppchen":
Die Magd Anna geht am Tag nach der Konfirmation zum Photographen und läßt eigentliche "Brautwerbungs"-Bilder von sich machen, - im neu geschenkten Trachtenkleid...(aaO 15 f).
Die Erzählerin selbst - als "Micha-Ta" - beschreibt ihre Einkleidung zur Konfirmation so (aaO 157 f):
"Vor Ostern bekommen die Konfirmandinnen neue Kleider. Es werden ihnen auch Korsette angemessen, und da entstehen aus den Kindern neue Wesen mit einem Oben und einem Unten, und nun sind es eigentlich gar nicht mehr Kinder, sondern junge Frauen mit Busen. Aber das ist den Kindern noch fremd, und am liebsten möchten sie diese Art verstecken, denn wenn man die Kanzeltreppe hinaufsteigen muß, um vor der Gemeinde sein Jawort zu geben, muß man sich schämen, daß man nicht mehr ein Kind ist. Ungern nur verlassen die meisten von ihnen ihre Anstaltsröckchen, in denen man so gut verborgen war ...
Am Abend vor Karfreitag kommt Frau Pfarrer und mißt jedem Kind noch ein breites Samtband ab, das es in den Haaren tragen soll. Da sind nun plötzlich die Kinder geschmückt und bekränzt mit so viel Samt im Haar und auch mit einer Brosche am Hals und einem richtigen Gürtel aus Leder."
Heute ist das alles anders - und kaum mehr landschaftlich geprägt:
Nach "revolutionären" Phasen, in denen man mit den Eltern bzw. Grosseltern um die möglichen oder "unmöglichen" Kleider und Frisuren kämpfte, nach einer Zeit des "Pragmatismus", als man vor allem Weiterverwendbares zur Konfirmation trug, scheint nun wieder der Augenblick der grossen Fest-Garderobe gekommen zu sein:
Die Mädchen in "lang" und "dunkel", allenfalls "transparent", mit damenhaften Frisuren, die Burschen in dreiteiligen Anzügen, eher farbig -, "es soll sich unterscheiden von der homewear", wie ein Konfirmand 2003 dem verblüfften Journalisten zu Protokoll gibt (LIZ vom 10.4.03).
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