Als Allererstes fallen einem wohl diese beiden Texte ein:
1. Mose 1, 26-31
"Und Gott sprach: Laßt uns Menschen machen in unserm Bild, uns ähnlich! Sie sollen herrschen über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über das Vieh und über die ganze Erde und über alle kriechenden Tiere, die auf der Erde kriechen!
27 Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn; als Mann und Frau schuf er sie.
28 Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie [euch] untertan; und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen! ...
31 Und es geschah so. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag."
1. Mose 2, 18-25
"Und Gott, der HERR, sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.
19 Und Gott, der HERR, bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde; und genau so wie der Mensch sie, die lebenden Wesen, nennen würde, [so] sollte ihr Name sein.
20 Und der Mensch gab Namen allem Vieh und den Vögeln des Himmels und allen Tieren des Feldes. Aber für Adam fand er keine Hilfe, ihm entsprechend (luth: aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre).
21 Da ließ Gott, der HERR, einen tiefen Schlaf auf den Menschen fallen, so daß er einschlief. Und er nahm eine von seinen Rippen und verschloß ihre Stelle mit Fleisch;
22 und Gott, der HERR, baute die Rippe, die er von dem Menschen genommen hatte, zu einer Frau, und er brachte sie zum Menschen.
23 Da sagte der Mensch: Diese endlich ist Gebein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; diese soll "Männin" heißen, denn vom Mann ist sie genommen.
24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden zu einem Fleisch werden.
25 Und sie waren beiden nackt, der Mensch und seine Frau, und sie schämten sich nicht."
Viel belächelt, bekämpft und missverstanden, zeigen diese - wenn auch patriarchalisch verwurzelten - Texte doch die urgründige ganzheitliche Bezogenheit des Menschenwesens in seiner zwiefältigen Gestalt aufeinander - und als solche seine Gott-Ebenbildlichkeit.
Das ist nach wie vor eine gute Grundlage für das Wagnis einer lebenslangen Gemeinschaft zweier so unterschiedlicher, ja gegensätzlicher Wesen.
(Das Ehebruchs-Verbot und die vielerlei Vorschriften zur "Reinheit" auf diesem Gebiet mag, wer sich dafür interessiert, mithilfe einer Online-Bibel - z.B. "biblegateway" oder "bibleserver.com/" bzw. für die neue Zürcher Übersetzung "die-bibel.de" - nachschlagen).
Dem weitverbreiteten Vorurteil, "die" Religion und "das" Christentum seien ja so leibfeindlich, werden hier zwei (zartere) Proben aus dem Hohenlied gegenübergestellt.
Dies biblische Buch ist eigentlich eine profane Liebes- und Hochzeitslieder-Sammlung, die aber schon früh auf Gott und sein Volk gedeutet wurde, so wie später auf Christus und die Kirche, bzw. die gläubige Seele und Gott. - Als solches hat es eine enorme kirchen-, kunst- und literaturgeschichtliche Wirkung entfaltet.
HL 4, 8-10:
"Mit mir vom Libanon, [meine] Braut, mit mir vom Libanon sollst du kommen, sollst herabsteigen vom Gipfel des Amana, vom Gipfel des Senir und Hermon, weg von den Lagerstätten der Löwen, von den Bergen der Leoparden.
9 Du hast mir das Herz geraubt, meine Schwester, [meine] Braut. Du hast mir das Herz geraubt mit einem einzigen [Blick] aus deinen Augen, mit einer einzigen Kette von deinem Halsschmuck.
10 Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, [meine] Braut! Wieviel köstlicher ist deine Liebe als Wein und der Duft deiner Salben als alle Balsamöle!"
HL 8, 6:
"Leg mich wie ein Siegel an dein Herz, wie ein Siegel an deinen Arm! Denn stark wie der Tod ist die Liebe, hart wie die Unterwelt die Leidenschaft. Ihre Gluten sind Feuergluten, eine Flamme Jahwes.
7 Mächtige Wasser sind nicht in der Lage, die Liebe auszulöschen, und Ströme schwemmen sie nicht fort. Wenn einer den ganzen Besitz seines Hauses für die Liebe geben wollte, würde man ihn verachten?"