"Sündenfall", Holzstich von Jost Ammann aus dem "Albertus Magnus", einem mittelalterlichen Gesundheitsbuch (hier in einer Ausgabe von 1581)
Mt 8, 21f:
"Ein anderer aber von seinen Jüngern sprach zu ihm: Herr, erlaube mir, zuvor hinzugehen und meinen Vater zu begraben. Jesus aber sprach zu ihm: Folge mir nach, und lass die Toten ihre Toten begraben."
Die totale Bezogenheit auf Christus als den Herrn über den Tod lässt isolierte Pietät gegenüber den Verstorbenen nicht mehr zu; die Auferstehungshoffnung schliesst sie ein und verbietet übermässige, rückwärtsgewandte Beschäftigung mit den Toten.
Gleichzeitig wird der Verstorbene - als gewesenes "Abbild Gottes" - selbstverständlich geehrt und "der Sitte entsprechend" bestattet, d.h. vor Tieren geschützt:
Lazarus (Joh 11); Jesus selbst (Joh 12, 7f; Mt 27, 59f; Mk 16, 1).
Und dennoch, es bleibt der Stachel: "Der Tod ist der Sünde Sold ..." (Röm 6, 23):
Der Holzstich des Zürchers Jost Ammann aus dem "Albertus Magnus", einem mittelalterlichen Gesundheitsbuch (hier in einer Ausgabe von 1581), zeigt es drastisch:
Der Baum der Erkenntnis ist - wegen der Schuld des Menschen - ein Skelett.
Dass den Künstler - wie viele andere zu allen Zeiten - dabei vor allem die Dialektik zwischen lebensvoll schwellenden Körpern und Totengerippe gereizt hat, ist offensichtlich.
"Sündenfall", Holzstich von Jost Ammann aus dem "Albertus Magnus", einem mittelalterlichen Gesundheitsbuch (hier in einer Ausgabe von 1581)
Durch das Selbstsein-Wollen des Menschen kommt der Tod in die Welt;
Der Mensch ist das Wesen, das sein Nicht-mehr-Sein denkend vorwegnehmen kann;
Daher Trennungsschmerz, Trauer, Erinnerung, Bestattung, "Reise"-Phantasien und Grabkultur - mit Epitaphien, Mausoleen, "ewiger" Erinnerung - und Hoffnung auf ein "Wiedersehen" -
Aber Paulus fährt in Röm 6, 23 fort:
"... die Gnadengabe Gottes aber ist das ewige Leben in Christus Jesus, unserem Herrn." ...;
Daher die Hoffnung auf Verwandlung, Behalten- und Begnadigt-Werden bei Gott, Auferstehung: 1 Kor 15;
Und das Bekenntnis zu Christus, der dem Tod die (All-)Macht genommen hat (2 Tim 1,10);
Und: Begleitung und Sorge für die Trauernden (Röm 12,15; Jak 1,27).