Blick ins Schwellwerk der Metzler-Orgel in der ref. Kirche Dietikon (auf dem 2. Manual).
Grössere Orgeln sind aus verschiedenen "Werken", eigentlich separaten Orgeln, zusammengesetzt:
Hauptwerk: Die hauptsächlichen ("Grund"-)Register, 8', Lippenpfeifen im Prospekt.
Oberwerk / Brustwerk / Kronwerk: 2. Manual, kleinere und höhere Register, Lippenpfeifen im Prospekt.
Schwellwerk: Eigenes kleines Orgelwerk, meist auf dem 3. Manual, versteckt im Schwellkasten, durch Jalousie (mit Schwelltritt betätigt) zu verbergen und damit akustisch abzuschwächen oder zu öffnen; zu unterscheiden von der Schwellwalze ("Registerschweller"), die immer mehr Register zu- oder abschaltet.
Pedalwerk/türme: Die tiefen Register, meist 16-32', bei sehr grossen Orgeln auch 64' (~ 19 m!), im Pedal zu spielen, im Prospekt zu sehen ... - wobei ein 32'-C mit 16.5 Hz eigentlich nicht mehr zu hören, sondern allenfalls physisch wahrzunehmen ist.
Rückpositiv: Hinter dem Spieler, an der Brüstung der Empore, zusätzliches kleineres Orgelwerk bei grossen Orgeln, im 2. oder 3. Manual (Spezialität: "Nonnenpositiv").
Fernwerk: Kleinere Orgel, die weit entfernt von der Hauptorgel aufgestellt ist - etwa im Chor - und elektrisch vom Spieltisch aus "fern"gesteuert werden kann, z.B. im ZH-Fraumünster.
Ausserdem gibt es "Koppeln", mit denen der Spieler / die Spielerin die verschiedenen "Werke" miteinander verbinden kann, z.B. das Pedal auf dem 1. Manual spielen und umgekehrt - etc.
Die einzelnen Manuale (ca. 2, bis zu 5 bei grösseren Orgeln) haben - anders als bei Klavier oder Flügel - nur einen Umfang von 4 1/2 Oktaven, der aber durch die verschiedenen Tonlagen der Register faktisch um ca. 4 Oktaven erweitert wird.
Ausserdem gibt es inzwischen mechanische oder elektrische Setzer und Setzerkombinationen, neuesterdings auch elektronisch programmierbar, mit denen der Spielende die Registerkombinationen vorwählen kann, um sehr schnell zwischen einzelnen Registrierungen wechseln zu können.
(Sonst war bzw. ist dazu jeweils eine sehr aufmerksame und diskrete Registranten-Person vonnöten).
Spieltisch der grossen Frontal-Orgel in der Ref. Kirche Thalwil, mit den vielen elektrischen Registerschaltern und Spielhilfen.
3 Manuale + Pedal; 49 Register + 3 Transmissionen.
Die Traktur ist mechanisch, die Registratur elektropneumatisch. Baujahr: 1946, Kuhn AG, Männedorf.
Und es gibt Spezialitäten wie z.B. den "Zimbelstern", mit dem ein Glockenspiel nachgeahmt werden kann, oder die Regenmaschine, die ein täuschend echtes Regengeräusch erzeugt, oder den "Vogelsang" (s. bei "Begriffe").
Zu den Problemen und der schwierigen Geschichte der Aufstellung einer Orgel im Kirchenraum s. bei "Konfessionen".