Blick vom Karlsturm auf den renovierten Dachreiter
(Photo: J.Hicks, CA,USA; 5/04).
Felix und Regula
Die Stadtheiligen sollen als Angehörige der Thebäischen Legion im 3. Jhd. am heutigen Ort der Wasserkirche hingerichtet und mit ihren abgeschlagenen Köpfen noch bis zum heutigen Ort des Grossmünsters gegangen sein, um dort begraben zu werden.
Eine spätere Legende führt die Gründung des Stifts auf Karl den Grossen zurück, der bei der Verfolgung eines Hirsches von Aachen bis Zürich (!) geritten sein soll, wo sein Pferd ihm die Grabstätte der Märtyrer angezeigt habe. Daraufhin habe er Kirche und Stift (Propstei) gegründet.
Chorherrenstift
Es wurde 870 von Karl dem Dicken gegründet. - Ein Teil der Gebeine der Heiligen wurde gegenüber ins links der Limmat gelegene und von Ludwig dem Deutschen 853 gegründete Fraumünster-Damenstift überführt. - Grossmünster, Wasserkirche (als Hinrichtungsort) und Fraumünster bildeten nun eine wichtige Wallfahrs-Achse, seit 1220 durch den Pilgersteg verbunden (heute "Münsterbrücke").
(Vgl. bei "Umgebung").
Kirche
Um 1100 wurde auf dem Vorgängerbau eine romanische Anlage begonnen, die 1230 fertiggestellt wurde. - Sechs Bauetappen lassen sich unterscheiden. - 1) Krypta und Choranlage (bis 1117). - 2+3) Hauptmauern des Schiffs und 12-Boten-Kapelle. - 4) Doppelturmfront, Nordportal, Emporen (1130-50); Geläut. - 5) Emporen niedriger, Westfenster mit Masswerk. - 6) Obergaden erhöht, Einwölbung des Schiffs, Höhersetzen des Chors.
Im 13. Jhd. wurden weitere Umbauten vorgenommen: Sakristei in der Zwölf-Boten-Kapelle und Anfügen eines weiteren Jochs im Schiff.
Im 14. Jhd. verlängerte man die Westempore. - Der 1489 hingerichtete Bürgermeister Hans Waldmann veranlasste, dass die Türme 1487-1490 gotische Spitzhelme in den Farben Blau und Weiss bekamen. Dabei wurde der Südturm der Höhe des Nordturms angeglichen. (Vgl. Murer-Plan).
Nach einem Brand 1498 wurde der Dachreiter 1501/02 neu erstellt und die Dachflächen angeglichen.
Einzelnes:
Romanischer Figurenschmuck an den romanischen Portalen.
Karls-Statue am Südturm (ursprünglich 1220, Kopie 1450 in der Krypta; davon 1935 Kopie von Otto Münch am Turm).
Reiterrelief am Nordturm (1180); Pferd und Bläser an der Westfassade (ca. 1180).
Inneres:
Dreischiffige Pfeilerbasilika ohne Querschiff, mit umlaufenden Emporen. - Kreuzrippengewölbe. - Halbrunde Apsiden; an der Südseite durch die 12-Botenkapelle verlängert.
Zweiteilige Krypta, darüber erhöht Chor mit Sanktuarium.
Krypta: dreischiffige Halle (grösste der Schweiz), Kreuzgratgewölbe, Kapitelle um 1100-07; Wandgemälde von Hans Leu d.Ä. (ca. 1500); frühe Kopie der Karlsstatue vom Turm.
120 romanische Kapitelle in Schiff und Chor, original 1107-10.
Orgel:
Spätgotische Schwalbennestorgel an der südlichen Mittelschiff-Wand; 1480 repariert, 1527 als "Trompete und Lockvogel des Teufels" zerstört.