1944, als Europa in Trümmern lag, kam dem Lehrer Hans ­Jakob Rinderknecht die Idee: Es braucht neben der Kirche einen Lernort, um christliche Ethik einzuüben. Mit vereinten Kräften und Kollekten war es so möglich, am 18. Januar 1948 die Heimstätte Boldern auf der Sonnenterrasse oberhalb von Männedorf einzuweihen. Rinderknecht übernahm die Leitung, öffnete die Türen für Kirchenpflegen und Konfirmanden, und – das war das Neue – auch für Berufsgruppen wie Ärzte, Juristen oder Arbeiter.
Schon Tagungen wie «Sozialismus und Christentum» 1952 zeigten: In Boldern wurden brisante Themen mitten im Kalten Krieg ohne Scheuklappen diskutiert. Eines gehörte in den 50er Jahren immer dazu: Am Anfang des Tages stand die Bibelarbeit. Die 70er und 80er Jahre standen ganz im Zeichen des Aufbruchs. Boldern wurde zur Denkwerkstatt einer christlich engagierten Umwelt-, Friedens- und Frauenbewegung. Die Tagungen waren ausgebucht. In den 90er Jahren, in denen sich die etwas verspätete Frauenbewegung in der Schweiz zu neuen Horizonten aufmachte, entwickelte sich Boldern zum wichtigen Lernort für die feministische Theologie.
Mit dem Abflauen der ­gesellschaftlichen Diskurse büss­te Boldern seine Rolle als Stichwortgeberin der Zeit ein. Die geschlechterbewuss­te Theologie setzt indes ­weiterhin einen Akzent auf Boldern.
Seit 2002 besteht ein Kooperationsvertrag mit der Zür­cher Landeskirche. Die Zahl Studienleitender – in den 70er Jahren noch sieben – ist auf drei geschrumpft. Die Synoden-Beiträge wurden von früher 900000 Franken auf eine halbe Million Franken gekürzt. Gefeiert wird das ­Jubiläum am Buss- und Bettags-Wochenende.

(Aus: www.kirchenbote-zuerich.ch/web/archiv/)

Links:

www.boldern.ch/, leider ohne jegliche Hinweise auf die Geschichte der Tagungsstätte


www.reformiert.info/
, Weiteres zu Boldern und auch Kappel

Vortrag zum 60-Jahr-Jubiläum: Th.Schlag