Baptisterium westlich am Dom von Pisa (12. Jhd.).
Der Beginn von abendländischen "Kirch"- bzw. Glockentürmen ist wohl bei den Anachoreten- (Eremiten-) Gemeinschaften zu suchen, die Glockenzeichen für ihre gemeinsamen Veranstaltungen (Gebet, Mahlzeiten) einführten und zur besseren Hörbarkeit dazu Holz-Gestelle bauten. - Also ein rein praktischer, un-symbolischer Ursprung.
Generell zum Thema "Türme", auch ausserhalb kirchlicher Bezüge: Jörg Wiegels Homepage.
Baptisterium westlich am Dom von Pisa (12. Jhd.).
Baptisterien (italienisch):
Kuppeln, die die daneben liegenden turmlosen Basiliken (ursprünglich "Markthallen") überragten.
Seit dem 9. Jhd. (karolingisch) auch nördlich der Alpen: Kirchtürme als Teil des Kirchenbaus oder angebaut; Glockenträger, Wehrturm, Ausguck und Mahnzeichen.
Campanile:
Der separat und frei neben dem Kirchenschiff stehende Glockenturm, oft bereits sehr hoch und damit Symbolzeichen; in Italien seit dem 7.-11. Jhd. (Pomposa).
Viel auch im Tessin CH: z.B. Gentilino.
Modern: z.B. Leimbach ZH
Frontalturm:
Im Westen auf oder (als Eingangshalle) vor das Schiff gesetzter Turm, z.B. spätklassistisch in ZH-Neumünster, oder als Neubau des 20. Jhd.s auch in Dietikon ZH (wie übrigens auch kath. S.Agatha Dietikon!).
Dagegen ist St. Peter ZH ein Chorturm, d.h. auf den Ostchor gesetzt!
Ebenso der neugotische Turm in Niederweningen ZH.
Westwerk:
Meist Doppeltürme, westlich vor das Schiff gesetzt; zur Betonung der Kaiser-Loggia.
Oder neben den westlichen Chor: Grossmünster ZH.
Wehrtürme:
Oft aus bestehenden Burgen in Kirchbauten übernommen (Brehna/Sachsen) - oder aber als Befestigungs- und Fluchttürme an eigentlichen Wehrkirchen (Kirchenburgen) erbaut, v.a. in Missions- und Kolonisationsgebieten (Siebenbürgen RO).
Vierungsturm:
Auf die Vierung zwischen Schiff, Querschiff und Chor gesetzt. - Gedankliche Nähe zu (und evtl. hervorgegangen aus) dem Himmels-Tambour mit Kuppel der Orthodoxen. - Auch als Westwerk-Vierungsturm (Kloster Kappel ZH).
Chortürme:
In die Zwickel zwischen Querschiff und Chor plaziert. - Zur Betonung des Bauwerks, nie als Glockenträger.
Dachreiter:
Meist im Chorabschnitt der Kirche, bei Klosterkirchen, um Demut zu bezeichnen; v.a. bei Zisterziensern, Dominikanern (Predigerkirche ZH), Franziskanern; Ablehnung von markanten Türmen, reine Funktion als Glockenträger. Auch bei den Komtureien der Ritterorden, z.B. der Johanniter in Bubikon und Küsnacht ZH.
Aber auch zusätzlich bei grossen Kirchen (Grossmünster ZH).
(Nicht nur) Schweizerisch:
Seitlich - nördlich oder südlich - in der Baufuge zwischen Schiff und Chor angesetzer Turm, oft mit Käsbisse, später mit (neo-)gotischem Spitzhelm oder barockem Zwiebelhelm.
Beispiele: Schöfflisdorf ZH; Pfäffikon ZH; Meilen ZH; weitere bei "Kirchbauten ZH".
Oder beidseitig neben den Chor, wie z.B. beim Fraumünster ZH, wo nur der N-Turm ausgeführt wurde.
Nur russisch-orthodox:
Zwiebeltürme an den Ecken des Schiffs (um die Glocken vor der Witterung zu schützen?).
Griechisch-orthodox gibt es nur überdachte Giebel-Erhöhungen zur Aufnahme der Glocken, die frei sichtbar bleiben.
Kuppel-Lösungen:
Glocken und Zifferblätter / Uhrwerk in die Kuppel integriert - statt separatem Turm (Kreuzkirche ZH); seit dem 19. Jhd.
Aber schon bei St.Peter in Rom verzichtete man schliesslich auf die geplanten Türme in der Westfassade ...