Biographie
In Bremgarten AG war Bullingers Vater Heinrich d. Ä. Dekan. Trotz seines Zölibats hatte er als geachteter Priester eine grosse Familie, was am Vorabend der Reformation nichts Ungewöhnliches war.
Bild: Martinskirche in der Unterstadt, 2006.
Gedenktafel am Geburtshaus Heinrich Bullingers in der Altstadt von Bremgarten AG.
Der junge Heinrich ging ab seinem 5. Lebensjahr in Lateinschulen in Bremgarten und Emmerich (in Norddeutschland, an der holländischen Grenze) und studierte dann in Köln, wo er 1522 das Magister-Examen machte.
Seit 1523 war der junge Bullinger mit Zwingli bekannt. Beide kamen sich theologisch und menschlich immer näher, wobei Bullinger sehr wohl seine eigenständige, systematisch begründete Denkweise behielt. Das hinderte ihn, den auf Ausgleich und Verständigung Bedachten, jedoch nicht, die Täuferbewegung ebenso rigoros zu bekämpfen, wie Zwingli und Luther es taten.
Als der Vater Bullinger 1529 seines reformierten Bekenntnisses wegen (im gleichen Jahr hatte er sein Konkubinat durch die Eheschliessung legalisiert) abgesetzt wurde, wählten die Bürger seinen Sohn Heinrich zum Pfarrer und gingen zur Reformation über.
Ebenfalls 1529 heiratete Heinrich die ehemalige Oetenbach-Nonne Anna Adlischwyler, mit der er im Lauf der Zeit elf Kinder hatte. Alle Söhne wurden Pfarrer.
Im Kloster Kappel ZH war der 19-jährige Bullinger als Sprachlehrer und theologischer Berater tätig und bewirkte den Übergang der Zisterzienser zu Zwinglis Reformation.
Am Grossmünster in Zürich wirkte Bullinger seit Zwinglis Tod 1531. Von hier aus formte er als Antistes die Zürcher Reformation und verband sie mit der westschweizerischen von Johannes Calvin, der oberdeutschen um Bucer und Ökolampad und der ostschweizerischen von Schaffhausen und St. Gallen.
In Zürich predigte, forschte und lehrte er und führte seinen immensen Briefwechsel mit Theologen und Fürstenhäusern ganz Europas. Seine Gastfreundschaft, die er Glaubensflüchtlingen gewährte, führte u.a. zu Verbindungen mit England, was die dortige Reformation beeinflusste.
Die theologischen Bekenntnisse und Kirchenordnungen "Confessio Helvetica Prior" 1536(und später "Posterior") und der "Consensus Tigurinus" mit Calvin 1549 boten eine gemeinsame Grundlage des Reformiertentums und wirkten bis nach England, Holland und Ungarn.
Das Pfarrhaus am Grossmünster, in dem nach Zwingli Bullinger als Antistes der Zürcher Kirche wohnte und wirkte.
(Bild: J.Hicks, CA, Mai 2005).
Der alte Bullinger (ca. 1564, Stich, Graphische Sammlung Zentralbibliothek Zürich).
1564/5 verlor Bullinger in der Pest, die er selbst überlebte, seine Frau und drei Töchter.
Er selbst starb 1575 und wurde im Grossmünster-Kreuzgang beigesetzt.
Bullingers Begräbnis in einer Illustration der "Wickiana" 1578.
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